Wiebke Hadyniak

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Klassische Yogapfade

In der indischen Philosophie ist die Sprache von 4 klassischen Yogapfaden.
1.) Karma Yoga
- Yoga des selbstlosen Handelns (aktiver Ansatz)
2.) Bhakti Yoga - Yoga der Hingabe (emotionaler Ansatz)
3.) Raja Yoga - Yoga der Geisteskontrolle (wissenschaftlicher Ansatz)   
     >>>Unterpfad: Kundalini Yoga - Yoga der Energien (Fokus: Energiekörper)
     >>>Unterpfad: Ha'tha Yoga - Yoga des Körpers (Fokus: physischer Körper)   
4.) Jnana Yoga - Yoga des Wissens (philosophischer Ansatz)          

Alle Yogapfade sind sehr eng miteinander verbunden und haben im Kern immer das gleiche Ziel: (Rück-)Verbindung, um den Zustand des Yoga zu erreichen. Es geht um die Erfahrung und das Bewusstsein von Einheit, die hinter alle den Gegensätzten und für uns wahrnehmbarer Trennung liegt.

Jeder Ansatz arbeitet mit anderen Methoden, von denen keine "besser" oder "schlechter" ist. Die Methoden sind kombinierbar und vereinbar. Es geht darum, den Menschen eine Fülle an Möglichkeiten zu bieten, damit jede*r für sich geeignete Werkzeuge findet, um Freude und Glückseligkeit zu erfahren.

Ich gebe nachfolgend eine kurze Übersicht über die einzelnen Yogapfade:


I. Karma Yoga
Der Yoga der Tat

Der Yogapfad der Tat oder "Pfad des selbstlosen Handelns" kann jederzeit, unter allen Umständen und überall praktiziert werden. Es ist ein Pfad, der vor allem für Menschen mit einem aktiven Temperament sinnvoll ist.

Ein_e „Karma Yogi_ni“ handelt verhaftungslos, das heißt, ohne sich mit den persönlichen Wünschen und Bedürfnisse zu stark zu identifizieren. Die Befriedigung des eigenen Egos wird zurückgestellt und Handlungen werden vor Allem mit Blick auf die Sinnhaftigkeit für die gegebene Gesamtsituation ausgeübt. Es wird getan, was dem Moment dient.

Karma Yoga öffnet das Herz. Karma Yoga zerstört den Egoismus und fördert, dass die Einheit mit dem Universellen verwirklicht wird. "Karma-Yoga [...] überwindet MALA, die groben Unreinheiten des Geistes wie Selbstsucht und Egoisums und entwickelt Großzügigkeit." [VISHNUDEVANANDA, S.241].


II. Bhakti Yoga
Der Yoga der Hingabe

Der Yogaweg der Hingabe ist der Pfad der reinen Liebe. Vor allem emotionale Menschen finden Freude und Erfüllung in dieser Yogapraxis, die ebenfalls im Alltag jederzeit umsetzbar ist.

Die wichtigsten Techniken sind Gebete, Gesang, JAPA = das Wiederholen von Mantren (जप: japa, "flüstern", "murmeln"), das Hören und Erzählen von Geschichten sowie jegliche Form von Ritualen und Zeremonien. 

Es geht nicht darum, Emotionen wie Wut, Ärger, Zorn, Hass, etc. einfach abzulegen oder zu unterdrücken, sondern der Fokus liegt darauf, diese bewusst zu beobachten, im Zaum zu halten und zu lenken. Ziel ist es, Gedanken und Emotionen durch Hingabe zu transformieren, indem Energien umgelenkt und für liebevolle Gedanken und Handlungen genutzt werden.

Ein_e „Bhakti Yogi_ni“ transformiert ihre/seine Emotionen, in dem er/sie Demut entwickelt gegenüber dem großen Universum, welches einem oft unkontrollierbar und unbegreifbar erscheint. Mit dieser Einstellung wird Urvertrauen entwickelt und das Ego überwunden. "Bhakti-Yoga [...] zerstört VIKSHEPA, die Zügellosigkeit der Gedanken, und entfaltet das Herz" [VISHNUDEVANANDA, S. 241].

Zum Bhakti-Yoga gehören laut der traditionellen indischen Schriften auch die Hingabe an und die Verehrung eines persönlichen Gottes (ब्रह्मन् = brahman) oder dem höchsten Geist (आत्मन् = atman). Menschen haben verschiedenste Namen und Gestalten dafür.


III. Raja-Yoga
Der Yoga der Geisteskontrolle

Dieser wissenschaftliche Ansatz des Yoga entspricht dem intellektuellen Temperament. Schritt für Schritt wird der Geist systematisch analysiert und unter Kontrolle gebracht, und höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen. Dieser Pfad eignet sich sehr für praktisch und logisch/funktional veranlagte Menschen und ist darum im westlichen Teil der Welt derzeit so gefragt.

Raja-Yoga ist im strengen Sinne DHYANA (Meditation) und wird durch die direkte Beschäftigung mit dem Geist erreicht. Beispielsweise helfen Meditationstechniken um die CHITTA VRITTI, "die Wirkungsformen des Geistes" [VISHNUDEVANANDA, S.241] unter Kontrolle zu bringen. Da die Kontrolle des Geistes eng mit der Kontrolle des Atems und unserer Lebensenergie zusammenhängt, wird durch Meditationstechniken auch die Kontrolle über das PRANA (die Lebensenergie) erlangt. "Raja-Yoga macht den Geist still und konzentriert ihn auf einen Punkt" [VISHNUDEVANANDA, S.241].

Alle Zweige des Raja-Yoga haben 8 Stufen (ASHTANGA). Um mehr über diese Entwicklungsstufen zu erfahren, klicke hier und lese weiter über Patanjali und die Yogasutren.

Kundalini-Yoga und Ha'tha-Yoga sind die bekanntesten Methoden des Raja-Yoga. Daneben gibt es aber noch viele weitere Techniken im Raja-Yoga:

  • Mantra-Yoga: Kontrolle des Geistes mit Hilfe von Klang – z.B. durch JAPA (die stete Wiederholung eines persönlich gewählten Mantras).
  • Yantra-Yoga: Anwendung von geometrischen Figuren für die Meditation.
  • Nada-Yoga: Kontrolle des Geistes mit Hilfe von Musik (z.B. Singen), der Fokus  liegt allgemein auf Tönen und Melodien.
  • Laya-Yoga: Konzentration liegt auf inneren Klängen und Visualisierungen von Licht im Inneren des Körpers.

Allgemein gelten Mantren, klassische Musik, die Konzentration auf innere Klänge, inneres Licht und/oder innere Farben als sinnvolle Ergänzung zu Entspannung und Meditation. Nicht zu vergessen: es ergänzen sich alle Methoden. So regen zum Beispiel Asanas und das Mantrasingen auch die Kundalini-Energie an und die Konzentration auf Klänge erhöht die Entspannung und erlaubt uns, Blockaden zu lösen. Der Kombination sind keine Grenzen gesetzt. "Erlaubt" ist alles, was gut tut.

Unterpfad: Kundalini-Yoga
Yoga der Energie

Im Kundalini-Yoga, einem Unterpfad des Raja-Yoga, werden - umgekehrt zum Raja-Yoga - zuerst Atmung und Prana fokussiert, was automatisch zu mehr Klarheit sowie der Beherrschung und Kontrolle des Geistes führt.
PRANAYAMA
ist Bewusstheit über PRANA, die Lebensenergie. Unter Hilfe von Atemübungen wird dies geübt, indem die Kontrolle unseres Atems (YAMA) sowie das bewussten Loslassen und die Freigabe des Atems (AYAMA) in seinen natürlichen Fluss wärend Atemübungen abwechseln. Auch hier finden wir im Wechsel An- und Entspannung.

KUNDALINI, die sogenannte Urenergie oder Urkraft, wird in traditionellen Schriften oft als eine eingerollte Schlange dargestellt, die bei Erweckung in Bewegung kommt, sich öffnet und langsam auseinander rollt. Sie wird als subjektiver Anteil der kosmische Kraft / Energie im individuellen Körper angesehen. Als Teil der schöpferischen, elektrischen, feurigen Kraft durchdringt sie alles, was ist. Als Energie und Licht fließt sie in, herum und durch unseren physischen Körper.

Ziel im Yoga ist es, diese Kraft zu wecken, um die Lebensenergie zu steigern und damit die Kreativität und Schöpfungskraft zu aktivieren.

Das Erwachen der Kundalini-Kraft

Bildlich gesehen liegt das Prana als zusammengerollte Kraft = Schlange im MULADHARA CHAKRA (Beckenboden, 1. Hauptchakra, Wurzelchakra, Lage entspricht dem Steißbein am Beginn der Wirbelsäule). Das Zusammenrollen steht symbolisch dafür, dass Lebensenergie zwar vorhanden, denn sonst würde der Mensch nicht leben, jedoch klein und inaktiv ist. Wenn das Prana angeregt wird, entrollt sich die Schlange sinnbildlich gesprochen und die Lebensenergie wird kräftiger. Sie dehnt sich im physischen wie energetischen Körper aus.

Im Leben existiert augenscheinlich alles in Gegensatzpaaren. Dahinter jedoch sind diese Gegesätze zwei Seiten einer Sache. Die Idee im Kundalini-Yoga ist, den Fokus auf die Vereinigung dieser zwei verschiedenen Energiequalitäten und in der SUSHUMNA (dem menschlichen zentralen Energiekanal; seine Lage entspricht in etwa der Wirbelsäule und darüber hinaus wieter nach unten bzw. oben) zusammenfließen zu lassen.

Wir könne wir uns das besser vorstellen? Während der Yoga-Praxis sammelt sich Energie im MANIPURA CHAKRA (Sonnengeflecht, Solarplexus, 3. Hauptchakra, etwas höher gelegen als der Bauchnabel), fließt hinunter und sammelt sich im MULADHARA CHAKRA (Beckenbodenschale). Von hier aus wandert sie dann hoch zum AJNA CHAKRA (6. Chakra, Lage entspricht dem Punkt zwischen den Augenbrauen). Letzendlich durchströmt Energie dann über das 1. Chakra tief nach unten und über den Scheitelpunkt des Kopfes (7. Hauptchakra) weit nach oben.
Wie fühlt sich das an? Lichtvoll, kraftvoll, warm, hell, ggf. bunt, verbunden mit der Erde (tiefe Verwurzelung / Basis) und mit dem Himmel (Öffnung nach oben in die Weite).

Energierabreit & Lichtkörperarbeit

In einem physischen Körper gibt es viel mehr Energiezentren, die alle miteinander verbunden sind. Der Einfachheit halber sprechen Menschen derzeit vor Allem von 7 - 14 Hauptchakren und weiteren Nebenchakren. Allgemein lässt sich sagen, dass sich im Laufe der spirituellen Entwicklung eines Menschen die einzeln wahrnehmbaren und lokalisierbaren Energiezentren (physisch lokalisierbar an Nervengeflechten / -zentren) in einem großen, vereinigten Feld, welches in, durch und um den physischen Körper herum fließt vereinigen.

> Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, gehe auf die Seite "Energiearbeit/ Lichtkörperarbeit" oder melde dich gerne bei mir.

Unterpfad: Ha'tha-Yoga
Der Yoga des (physischen) Körpers

Ha'tha-Yoga ist ein Unterpfad des Kundalini-Yoga und der Yogapfad, bei dem der physische Körper im Vordergrund steht. Die Kräftigung und die Beweglichkeit des Körpers sowie die Kontrolle des Atems stehen im Fokus uns somit auch eine Steigerung der Lebensenergie sowie der Geisteskontrolle. Übungen des Ha'tha-Yoga sind heutzutage sehr populär werden sehr häufig unterichtet.

Die Bezeichnung "Ha - Tha" steht symbolisch für die Vereinigung der zwei  Energiequalitäten:

  • Ha = Mond, kalt, Nervensystem und Energiefluss der linken Körperseite, rechte Gehirnhälfte
  • Tha = Sonne, warm, Nervensystem und Energiefluss der rechten Körperseite, linke Gehirnhälfte

> Ziel im Ha'tha-Yoga ist somit wie bei Allen Yoga-Pfaden, die Erkenntnis und Erfahrung, dass hinter wahrnehmbaren Gegensätzen eine Verbindung / Einheit liegt. Es wird hier bewusst mit diesen Gegensätzen gearbeitet, zum Beispiel mit der Wiederholung von An- und Entspannung wärend der Asana-Praxis oder durch gezieltes tiefes Ein - und Ausatmen in der Pranayama-Praxis. Gegensätze im Körper werden dadurch vom Menschen konkret erfahren und in Harmonie gebracht. Die Erfahrung von Ausgeglichenheit und Ruhe zwischen diesen Polen wird möglich.

Ha'tha-Yoga Praxis

Nicht nur die wohl bekanntesten Yoga-Praktiken, ASANAS (Körperübungen) und PRANAYAMA (Atemübungen), sind Teil des Ha'tha-Yoga. Dazu zählen außerdem KRIYAS (Reinigungs-mechanismen der Lungen, Nieren, Schweißdrüsen und des Darms sowie Entgiftung des Körpers), welche (wie einige Pranayamas) die Reinigung des physischen Körpers sowie des gesamten Energiesystems fördern.

Darüber hinaus gibt es BANDHAS ("Verschlüsse", das Verschließen von Körperöffnungen wie Hals, Anus und(oder Lunge) und MUDRAS (Hand-/Fingerstellungen), welche bewusst gehalten PRANA, Lebensenergie sammeln und lenken.


IV. Jnana Yoga
Der Yoga des Wissens (Philosophie)

Der Yogaweg des Wissens ist als der direkteste und intellektuelle Yogapfad zur spirituellen Entwicklung bekannt.

Die wichtigsten Techniken des Jnana Yoga sind VICHARA (ehrliches Befragen) und VIVEKA (Unterscheidungskraft zwischen ehrlichen, echten und unechten, sekundären Gedanken und Gefühlen), um die (menschliche) Natur zu untersuchen.

Um diese Yogapraxis auszuüben, hilft eine Grundfestigkeit in allen anderen Yogapraxen. Darum wird der Yogaweg des Wissens oft als schwierigster angesehen. "Jnana-Yoga beseitige AVARANA, die Hülle der Uniwissenheit, entwickelt Willensstärke und Urteilskraft und gibt Wissen um das Selbst" [VISHNUDEVANANDA, S.241].

 
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